Fit für die Pensionierung – Leseprobe

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LESEPROBE

Der Tag der Pensionierung

Der Tag der Pensionierung ist kein Tag wie jeder andere. Er ist Abschied und Neubeginn zugleich. Von den einen ersehnt, von den anderen mit Befürchtungen belastet, betrifft er den ganzen Menschen. Kein Tag danach ist mehr wie ein Tag davor. Ob er aber zum Alptraum wird oder zum Freudenfest, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Von grosser Bedeutung ist, ob Sie Ihr Pensionierungsdatum selber wählen oder nicht. Wer selber wählen kann, sagt sich: «Es ist an der Zeit, abzutreten.» Sie verabschieden sich von Ihrem Arbeitsplatz aus eigenem Willen; auch dann, wenn Sie erst mit 62 oder 65 in Pension gehen. Heute kommt es aber immer häufiger zu (unfreiwilligen) Frühpensionierungen. Dies lässt bei vielen Betroffenen das Gefühl aufkommen, sie würden nicht mehr gebraucht. Die von andern getroffene Entscheidung wird oft als Kränkung erlebt.
Nicht zu unterschätzen ist weiter, wie die nächste Umgebung auf die bevorstehende Pensionierung reagiert. Auch die Partnerinnen und Partner haben sich ja auf ein bestimmtes Pensionierungsdatum eingestellt, und nun ist plötzlich alles anders, und der Ruhestand kommt unerwartet schnell. Das kann – neben der Freude – auch Ängste auslösen.
Schliesslich dürfen Sie die Art Ihrer Vorbereitung für einen erfreulichen Übergang in die Pensionierung nicht unterschätzen. Aus der Altersforschung ist bekannt, dass das Älterwerden umso besser bewältigt wird, je grösser das Wissen darüber ist. Das gilt auch bei der Pensionierung.

Gewinne und Verluste

Jede Pensionierung bringt Gewinne und Verluste mit sich – sie zeigt ein Janusgesicht: Lachen auf der einen, Wehmut auf der anderen Seite:

Verluste

Fachkompetenz: Ihr Wissen und Können ist nicht mehr gefragt. Sie haben zwar grosse Berufserfahrung, aber niemand braucht diese mehr.

Informationsnetz: In jeder Firma gibt es auch ein informelles Informationsnetz (Gerüchte, Tratsch). Wie wichtig solche Informationen sind, zeigt sich bei Pensionierten -Treffen, wo ausgiebig die neuesten Nachrichten ausgetauscht werden.

Einkommen: Trotz AHV und Pensionskasse ist das Einkommen der Pensionierten meist kleiner als vorher. Die Reduktion kann schnell einmal 25% betragen.

Tages-/Jahresstruktur: Die Arbeit hat bisher bestimmt, wann wir aufstehen müssen, wann die Freizeit beginnt und wann Ferien bezogen werden können. Diese Strukturen beengen zwar, geben aber auch einen Halt, der nun verloren geht.

Anordnungsbefugnis: Vorgesetzte aller Stufen erleben den Verlust ihrer Anordnungsbefugnis oft sehr drastisch. Sie haben nun niemanden mehr, dem sie sagen können, was zu tun ist und was zuerst erledigt werden muss.

Sozialkontakte: Fast alle beruflichen Aktivitäten finden in einem sozialen Umfeld statt. Die nun dahinfallenden Kontakte bilden eine der grössten Verlustquellen bei der Pensionierung, vor allem für allein lebende Männer und Frauen.

Die kleinen Freiheiten: Viele berufliche Tätigkeiten gestatten kleine Freiheiten. Man kann sich kurz mit Kolleginnen und Kollegen zusammensetzen oder auch einmal etwas Privates erledigen (am Telefon, am Computer, an der Maschine etc.).

Verloren gehen also vor allem das Gefühl der Zugehörigkeit und viele Beziehungen. Aber erfreulicherweise stehen diesen Verlusten eine ganze Reihe von Pluspunkten gegenüber:

Gewinne

Eigengestaltung: Endlich Zeit haben für all das, was man schon lange hätte machen wollen; endlich leben nach «Lust und Laune», spontan und nicht nach Programm: den Tag, die Woche selber gestalten und den gewonnenen Freiraum nutzen.

Zeit für Hobbys: Ein Hobby haben fast alle, aber es ist immer wieder zu kurz gekommen. Jetzt können Hobbys ausgebaut und intensiviert werden.

Zeit für Neues: So vieles lag in den letzten Jahren brach. Reisewünsche werden wach, Bücher möchten gelesen werden, Sprachkenntnisse rufen nach Auffrischung, die Vervollkommnung einer handwerklichen Tätigkeit steht an.

Zeit für Partnerschaft: «Endlich haben wir wieder mehr Zeit füreinander», sagen viele. Vor allem die Ehefrauen von Pensionierten betonen diesen Lebensbereich. Vielleicht ist in den letzten Jahren manches zur Routine geworden, was nun nach Erneuerung ruft.

Zeit für Beziehungen: Hier stehen häufig die Enkelkinder im Vordergrund oder die vernachlässigten Beziehungen zu Kolleginnen und Kollegen, zu Freundinnen und Freunden, Geschwistern und Nachbarn.

Musse, Nichtstun: Die Pensionierung erlaubt auch, für einmal nichts zu tun, den Vögeln zuzuhören oder dem Plätschern eines Brunnens.<7ul>

Sie gewinnen also vor allem Zeit, immerhin neun bis elf Stunden im Tag!