7.2.06 – Komponist Tilo Medek gestorben

Der deutsche Komponist Tilo Medek, zu dessen umfassendem Werk die Oper «Katharina Blum» gehört, ist tot. Wie sein langjähriger Freund, der frühere WDR-Redakteur Wilfried Brennecke der dpa sagte, starb Medek am Freitagmorgen in einer Klinik in Duderstadt (Niedersachsen) an Krebs. Er wurde 66 Jahre alt.

Sein kompositorisches Werk umfasst Kammermusiken, Chorwerke, 15 Solokonzerte mit Orchester, drei Sinfonien, Stücke für Gitarre, Cembalo, Orgel, Klavier und Marimbaphon, Liederzyklen, außerdem zahlreiche Bühnen-, Fernsehspiel-, Film- und Hörspielmusiken auch für Kinder.

Medek stammte aus Jena, er studierte in Ostberlin Musik und war Meisterschüler bei Rudolf Wagner-Régeny. Bereits seit 1962 arbeitete Medek als freischaffender Komponist von Hörspiel- und Bühnenmusiken und als Korrepetitor beim Ensemble der Berliner Arbeiterjugend. Bis 1966 schrieb er vor allem Zwölftonmusik, orientierte sich dann aber zunehmend an Werken von Gustav Mahler, Charles Ives, Bernd Alois Zimmermann und Kurt Weill. Ein gebrochenes Verhältnis zur Tradition war jedoch für seine Arbeit immer wieder bestimmend. Mit seinem Chorwerk «Die Todesfuge», in dem er Paul Celans Gedicht vertonte, fand Medek auch im Westen breite Anerkennung. Mit seiner 1969 in Potsdam uraufgeführten Kurzoper «Einzug» (nach Isaac Babel) machte er 1969 beim Opernwettbewerb der DDR auf sich aufmerksam.

Wegen seiner nonkonformistischen Haltung eckte Medek in der DDR immer wieder an. Als Mitunterzeichner des Protestbriefes gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann erhielt er ein Aufführungsverbot, 1977 übersiedelte er in die Bundesrepublik. 1982 gründete Medek in Unkel am Rhein den Musikverlag Edition Tilo Medek, der – mittlerweile in Remagen angesiedelt – seine Kompositionen und Platteneinspielungen herausbrachte.

Die Auseinandersetzung mit politischen Themen blieb ihm immer wichtig, wie in der Oper «Katharina Blum» nach Heinrich Bölls Roman «Die verlorene Ehre der Katharina Blum». Die Oper, die am 20. April 1991 in Bielefeld uraufgeführt wurde, stieß allerdings auf eine zwiespältige Kritik.