13.09.2009 – Alt FDP-Nationalrat Ernst Mühlemann ist tot

Ernst Mühlemann ist im Alter von 79 Jahren überraschend gestorben. Der frühere Thrugauer FDP-Nationalrat prägte die Schweizer Aussenpolitik so stark mit, dass er mitunter als «Schatten-Aussenminister» galt.

Ernst Mühlemann, früherer FDP-Nationalrat des Kantons Thurgau, pragmatischer Vermittler zwischen Ost und West sowie Autor, ist am Freitag gestorben.

Der unerwartete Tod habe den 79-Jährigen aus seinem bis zuletzt aktiven Alltag gerissen und seine Teilnahme am politischen Geschehen der Schweiz als Beobachter und Kommentator beendet, teilte Mühlemanns Familie am Sonntag mit.

«Schatten-Aussenminister»
Nach prägenden Karrierestationen in der Armee und in der Bankenwelt war Ernst Mühlemann 1983 für die FDP des Kantons Thurgau in den Nationalrat gewählt worden. Während vieler Jahre war er Mitglied der Aussenpolitischen Kommission des Nationalrats und machte sich dabei einen Namen als «Schatten-Aussenminister».

Von 1992 bis 1999 war er zudem Mitglied des Europarats und wirkte als Hauptberichterstatter für die Aufnahme Russlands. Seine zahlreichen Missionen in Osteuropa führten ihn unter anderem in Konfliktgebiete auf dem Balkan sowie nach Tschetschenien.

Nach seinem Rücktritt 1999 als Nationalrat war er weiterhin häufiger Gast in den Wandelhallen des Parlamentes. Für mehrere Medien kommentierte er zudem das politische Geschehen und schrieb zwei Bücher über seine Begegnungen und Erkenntnisse.

Helikopterabsturz knapp überlebt
Mühlemann, der 1930 in Wigoltingen geboren wurde, studierte in Zürich, Paris und Florenz und war unter anderem Internatsleiter und Verwalter des Seminars Kreuzlingen.

Nach seinem Helikopterabsturz im Februar 1972, bei dem Korpskommandant Hanslin ums Leben kam, habe er für sein «zweites, geschenktes Leben» eine neue Herausforderung angenommen, schreibt die Familie im Lebenslauf.

Und zwar wurde er Direktor der Schweizerischen Bankgesellschaft, für die er das Ausbildungszentrum Wolfsberg in Ermatingen aufbaute und zwanzig Jahre führte. Er setzte sich auch während Jahrzehnten für den grenzübergreifendenden Bodenseeraum ein.

Zuletzt habe er nun ein Zeichen gesetzt als Präsident der Fernfachhochschule Schweiz und als Stiftungsratspräsident des Schlosses Leuk, heisst es im Lebenslauf. Er hinterlässt eine Frau und drei Töchter.