11.06.2010 – Gegenwartskünstler Siegmar Polke ist tot

Er galt als der «grosse Alchemist»: Sigmar Polke, einer der bedeutendsten Künstler der Gegenwart, ist im Alter von 69 Jahren gestorben. Polke war nach einem längeren Krebsleiden zu Hause in Köln gestorben, wie sein Galerist Erhard Klein mitteilte.

Ende April hatte Polke den mit 150'000 Franken dotierten Kunstpreis der Schweizer Roswitha-Haftmann-Stiftung erhalten. Bereits damals hatte er den Preis krankheitshalber nicht mehr persönlich entgegennehmen können.

Schöpfer der Grossmünsterfenster in Zürich

Den Preis, den höchstdotierten in Europa, erhielt er für sein Gesamtwerk – mit besonderer Betonung auf seine zwölf Fenster für das Grossmünster in Zürich, die 2009 eingeweiht wurden. Der gelernte Glasmaler habe dort gleichermassen «kraftvolle wie sensible Bilder geschaffen – figurative und abstrakte Meisterwerke aus Achaten und Glas», hiess es in der Jurybegründung.

Auf allen wichtigen Listen international bedeutender Künstler belegte Polke seit Jahren einen der vorderen Plätze. Seine Bilder erzielen auf dem Kunstmarkt Millionenpreise.

Eine Kunst für sich

Die Werke des experimentierfreudigen Polke lassen sich keiner Stilrichtung eindeutig zuordnen. Bereits als Student in den 1960er Jahren begründete er zusammen mit Gerhard Richter eine neue Stilrichtung, die sie «Kapitalistischer Realismus» nannten. Darin karikierten die beiden die Sehnsüchte der deutschen Nachkriegsgesellschaft.

Den Einstieg in die Kunstszene verschafften Polke vor allem seine Raster- und Dekostoffbilder. Er setzte Bilder aus überdimensionalen Rasterpunkten zusammen, statt Leinwand verwendete er synthetische Flauschdecken, gestreiften Pyjama-Stoff oder Plastikfolien als Bildträger. Seine Motive bezog er aus der Werbung, der Filmwelt oder Comics.

In den 70er Jahren durchkämmte Polke Länder wie Mexiko, Australien oder Pakistan nach neuen Motiven und Mythen, wobei die Kamera sein ständiger Begleiter war.

Experimentierfreudig und einzigartig

Er experimentierte mit sich verändernden Thermo- und Hydrofarben. So bot er 1986 im deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig ein alchimistisches Schauspiel: Seine wärmeempfindlichen Bilder, die je nach Tagestemperatur in jeweils anderen Farben leuchteten, wurden mit dem «Goldenen Löwen» für die beste künstlerische Leistung belohnt.