02.11.2008 – Tiefseepionier Jacques Piccard gestorben

Der Schweizer Tiefseeforscher Jacques Piccard ist am Samstag 86-jährig in seinem Haus am Genfersee gestorben. Dies teilte der Sprecher des Projekts Solar Impulse mit. Jacques war Sohn von Auguste Piccard und Vater von Bertrand Piccard; beide sind bekannte Ballonfahrer.

Jacques Piccard kam am 28. Juli 1922 in Brüssel zur Welt. In Genf studierte er Wirtschaftswissenschaften und internationale Beziehungen. Von 1950 an widmete er sich der Erforschung der Meerestiefen. Während sein Vater Auguste Piccard 1931 mit seinem Ballonflug in die Stratosphäre bis in eine Höhe von 16’000 Metern für Aufsehen gesorgt hatte, brach Jacques Piccard alle Tiefenrekorde.

Mit dem U-Boot «Trieste», das er mit seinem Vater Auguste konstruiert hatte, tauchte er am 23. Januar 1960 zusammen mit dem US-Marineleutnant Don Walsh bis auf den Grund des Marianen-Grabens im Pazifischen Ozean vor Japan auf 10’916 Meter Tiefe. Dies ist der tiefste Punkt der Weltmeere. Mit dem Vorstoss in seinem «Bathyscaphe» wurde Jacques Piccard weltbekannt.
U-Boot für alle – an der Expo 1964

1969 leitete er eine Expedition von sechs Wissenschaftern, die in 30 Tagen den Golfstrom von Florida bis nach Neu-Schottland erforschte: eine 3000 Kilometer lange Unterwasserreise.

Piccard war auch der Erbauer des «Mésoscaphe» der Expo'64 in Lausanne. Mit dem 166 Tonnen schweren U-Boot begaben sich an der Landesausstellung 1964 rund 33’000 Besucherinnen und Besucher auf Tauchfahrten in 60 Metern Tiefe.

Aus nächster Nähe hat Jacques Piccard immer auch die Abenteuer seines Sohns Bertrand mitverfolgt. Dieser hat 1999 zusammen mit dem Briten Brian Jones erstmals in einem Heissluftballon die Erde in einem Non-Stop-Flug umrundet. 2011 will der Abenteurer und Arzt wieder um den Erdball, dieses Mal im Solarflugzeug «Solar Impulse».
Professor Bienlein?

Jacques Piccard soll als Vorlage für Professor Bienlein in den «Tim und Struppi»-Büchern des Comiczeichners Hergé gedient haben. Er hat bis ins hohe Alter sein Herzblut in die Erforschung der Meerestiefen und in seine von ihm gegründete Stiftung zum Studium und Schutz der Meere und Seen mit Sitz in Cully (VD) am Genfersee gesteckt. «Es bleibt noch so viel zu tun, bevor ich sterbe», hatte er an seinem 80. Geburtstag erklärt.